Der „D.O.U.B.T. Club“ ist ein fortlaufendes und interaktives Kunstprojekt von Elisabeth Liselotte Kraus, das aus ihrem viermonatigen Aufenthalt in Belfast, Nordirland, im Jahr 2023 hervorgegangen ist. Während der Recherche in der Umgebung von Shankill und Falls Road, die während der Troubles (1968 -1998)(1 )der Schauplatz für die meisten Gewalttaten war und bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf die Region hat, wurde deutlich, dass der Konflikt nicht nur in verschiedenen Formen fortbesteht, sondern auch neue Herausforderungen mit sich bringt, wie die Radikalisierung bei Jugendlichen und die generationsübergreifende Verherrlichung und Romantisierung von Gewalt.
In einer Umgebung, die von festgelegten Positionen und einer starken Überzeugung von der eigenen Geschichte und ihrer Darstellung geprägt ist, hat Kraus den „D.O.U.B.T. Club“ geschaffen, um die Wurzeln von Konflikten und die Muster, die sie aufrechterhalten, zu verstehen und kreativ zu transformieren. Der „D.O.U.B.T. Club“ entstand aus einem Workshop in einem Jugendclub an der Shankill Road, bei dem 16-jährige Jungen aus protestantischen und katholischen Gemeinschaften einbezogen wurden. Ziel war es, ihnen eine Alternative zum Gang-Rekrutierungsprozess zu bieten und sie davon abzuhalten, sich in kriminelle Strukturen zu verstricken. Die Jugendlichen wurden eingeladen, ihre eigenen Clubs zu erfinden, und die Ergebnisse werden in einem Online-Archiv gesammelt.
In einer Umgebung, in der Gewissheit zur Spaltung führt und den Dialog erstickt, wird dem Zweifel eine essentielle Bedeutung zugewiesen, um Dialog zu ermöglichen, intellektuelle Bescheidenheit zu entwickeln und Empathie zu kultivieren. Die Ausstellung lädt die Besucher dazu ein, sich aktiv einzubringen, sei es durch das Tragen des D.O.U.B.T.-Club-Schals, dem Beitritt zum D.O.U.B.T. Club oder die Gründung eigener Clubs, die alternative Perspektiven, Reflexion und Dialog fördern.
Elisabeth Liselotte Kraus studierte Bildende Kunst an der Bauhaus-Universität in Weimar und der Mimar Sinan Universität in Istanbul. Sie hat ihr Zertifikat für Fortgeschrittene Studien in „Friedensförderung und internationale Zusammenarbeit in den Künsten“ an der ZHDK in Zürich, Schweiz, abgeschlossen. Ihren Fokus auf Kunst als Mittel für Konflikttransformation hat sie im Masterstudiengang „International Artist Educator“ an der ArtEZ University for the Arts in Arnhem, Niederlande, vertieft. In ihren Arbeiten verbindet sie oft verschiedene Disziplinen und verwendet multidisziplinäre Installationen als Ausdrucksform. Humor spielt dabei eine essentielle Rolle. Neben internationalen Kooperationsprojekten, wie beispielsweise mit der libanesischen Klangkünstlerin Nour Sokhon, ist Elisabeth Liselotte Kraus Mitglied des Atelierkollektivs „KOMBINAT e.V.“ in der Spinnerei Leipzig.
1 Der Nordirlandkonflikt (englisch The Troubles, irisch Na Trioblóidí) ist ein bürgerkriegsartiger Identitäts- und Machtkampf zwischen zwei Bevölkerungsgruppen in Nordirland.